Sinnesgarten Oberlinhaus – ein Garten, der Geschichten erzählt und die taubblinde Wahrnehmungswelt inspiriert

Die Gestaltung des Sinnesgartens nimmt besonderen Bezug auf die Wahrnehmungswelt der taubblinden Menschen im Oberlinhaus, lässt die Naturkräfte erleben, bezieht die historische Bausubstanz ein und nimmt spielerisch Themen des Ortes und der Babelsberger Landschaft auf. Die vielfältigen Gartenelemente sind um das freie Rasen-Oval gruppiert. Der breite Hauptweg führt durch den Sinnesgarten und wird vom geschwungenen Hochbeet begleitet.  An der historischen Gartenmauer mit Obstspalieren und Tastobjekten sind die kleineren „Garten-Zimmer“ mit unterschiedlichen Angeboten und Bodenbelägen angeordnet. Die Wege sind mit einer ausgeklügelten Seitenorientierung ausgestattet: Edelstahlhandläufe wechseln sich mit dem weichen Mauerstein des Hochbeetes und einem Tauwerk ab und Noppenleitsteine am Boden kündigen Gartenbereiche auch für die Füße an.

Für die Wahrnehmungswelt der taubblinden Kinder und Erwachsenen ist es wichtig, spezielle Erlebnisangebote zu schaffen. Das Ertasten von verschiedenen Pflanzen mit den Händen und das Spüren der unterschiedlichsten Materialien von Rasen über Sand, Holzschnitzel, verschiedenen Pflasterbelägen bis hin zu naturnahem Waldboden mit den Füßen. Aromatische Kräuter, duftende Blüten sowie historische Obstbäume und dornenlose Sträucher wurden bei der Pflanzenauswahl mit Bedacht ausgewählt. Durch das lange, geschwungene Hochbeet stehen viele Pflanzen auf Tasthöhe und ein unterfahrbarer Bereich bietet Rollstuhlfahrern eine unmittelbare Zuwendung zur Pflanze. Bewegungen, Rhythmus und ein geborgenes Raumgefühl sind ebenso wichtig: eine Nestschaukel, Rollstuhlschaukel und die Biberburg mit vielen Verstecken und einer hohen Rutsche laden hierzu ein. Die Erfahrung von Naturkräften wird an dem Königsthron um die alte Buche, dem Wasserlauf der „kleinen Nuthe“, und den geschwungenen Wegeformen und den Fingertastovalen ermöglicht.

Die Kulturgeschichte des Ortes und der Landschaft von Babelsberg wird aufgenommen und im gesamten Garten neu interpretiert. Der Sinnesgarten erzählt viele Geschichten: Die Kuhbank erinnert an den Viehtriftweg, der einst am heutigen Sinnesgarten verlief und das farbige Wasserlaufmosaik, das von der Bildhauerin Anne Ochmann realisiert wurde, nimmt Bezug auf die einst geschwungene Nuthe und den Mühlenstau. Eine Besonderheit: Schüler und Mitarbeiter der Taubblindenschule und Wohngruppen haben über 60 Keramikplatten für den Wasserlauf angefertigt. Die Bildhauerin Anne Ochmann hat diese ertastbaren Tier- und Gartenmotive in ihre Gesamtgestaltung des Wasserlaufes eingearbeitet. Da es früher Biber in der Nuthe gab, findet sich dieses Thema bei der Biberburg mit Rutsche und Verstecken wieder. Sogar das Gerätehaus erzählt von der Geschichte des „Nowaweser Lattenzauns“ und des Alten Fritz.

 

 

Gestaltung ohne
Barrieren

Der Wasserlauf „Nuthe“: Wasser spüren, fließen lassen, aufstauen, mit den Füßen im Wasser waten

Historische Obstsorten, wie der Apfel Freiherr von Berlepsch sind an Mauerspalieren geplant

Für Rollstuhlfahrer unterfahrbares Hochbeet aus freundlichem Sandstein und Travertin. Ausführung: Garten- und Landschaftsbau Lutze GmbH

Die Biberburg mit vielen Tasterlebnissen, Verstecken und einer hohen Rutsche. Ausführung: Spielplatzwerkstatt Grüber